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Reckahn: "Bilderwelt der Aufklärung" - Sonderausstellung im Schloss Reckahn

Schloss Reckahn

"Geschichte mit allen Sinnen erleben" - Im Gespräch mit Dr. Silke Siebrecht-Grabig, Leiterin der Reckahner Museen

Neben den Dauerausstellungen im Rochow-Museum unter dem Titel „Vernunft fürs Volk“ und im Schulmuseum mit historischer Schulstube zum Anfassen und Ausprobieren, sorgt die aktuelle Sonderausstellung „Die Bilderwelt der Aufklärung“ für Aufsehen. Die bildgewaltige Kabinettausstellung präsentiert nicht nur außergewöhnliche Kostbarkeiten aus dem 18. Jahrhundert. Sie beschäftigt sich mit der Entstehung und Bedeutung des sogenannten Elementarwerks, eines der wichtigsten Lehrbücher der Aufklärung. Dieses erste moderne Schulbuch erschien vor 250 Jahren und offeriert die Welt in ihrer ganzen Vielfalt.

Im Gespräch mit Dr. Silke Siebrecht-Grabig, Leiterin der Reckahner Museen

Mit der aktuellen Sonderausstellung „Die Bilderwelt der Aufklärung“ ist in Reckahn ein spektakuläres Werk gelungen. Wie fallen die Reaktionen der Besucherinnen und Besucher aus?

Unsere Besucher zeigen sich sehr überrascht. Nur wenige von ihnen kennen Johann Bernhard Basedow, Daniel Nikolaus Chodowiecki oder das "Elementarwerk". Zudem begeistern sie sich an den Vergrößerungen von Bildmotiven aus dem "Elementarwerk" auf den Ausstellungswänden. Die Fachleute unter den Besuchern sind fasziniert von den präsentierten Originalobjekten, die hier erstmals zusammengetragen werden konnten.

Das „Elementarwerk“ stammt aus dem 18. Jahrhundert, dennoch ist der Inhalt überraschend aktuell. Wie erklären Sie dies dem Publikum?

Die Reckahner Ausstellung greift beispielhaft drei Themen aus dem "Elementarwerk" auf: Natur, Spiel und Toleranz. Das Naturverständnis im 18. Jahrhundert reicht von einer systematischen Betrachtung von Tieren und Pflanzen über die Bewunderung aber auch die Angst vor der wilden Natur bis hin zur Nutzbarmachung für den Menschen wie angelegte Gärten oder die Gewinnung von Honig.

Das Spiel der Kinder wird in Basedows "Elementarwerk" auf mehreren Kupferstichen vorgestellt wie das Drachensteigen, das Ballspiel, das Kegelschieben oder das Reifenschlagen. Der spielerische Zugang der Kinder zur Welt wurde durch die Reformpädagogik der Aufklärung erst gesellschaftsfähig. Der anschauende Unterricht stand im Mittelpunkt der neuen Pädagogik. Kinder verstehen auch heute viel besser durch Anschauen, Ausprobieren und Experimentieren. Das in unserer Ausstellung präentierte historische Spielzeug ist zwar nur zum Anschauen, zeigt aber die lange Entwicklungslinie einiger Kinderspiele bis in die heutige Zeit.

Das dritte Ausstellungsthema ist besonders aktuell: Die Toleranz. Aufgeklärte Zeitgenossen wie Basedows oder das Gutsherrenpaar von Rochow forderten und lebten die gegenseitige Anerkennung der verschiedenen Religionsgemeinschaften. Wir präsentieren die erste wohlwollende Übersetzung des Koran ins Deutsche von 1746, eine bebilderte Kinderbibel von 1748, ein Talmud-Tora Wörterbuch von 1728 und die Lehren des Konfuzius von 1783. Originalzeichnungen von Chodowiecki zeigen seinen respektvollen Blick auf Menschen anderer Religionen. Schließlich werden Beispiele aus damaligen Zeitschriften und Journalen veröffentlicht, die Kindern Nächstenliebe gegenüber anderen Ständen und Religionen nahe bringen wollte. Diese Grundlagen menschlichen Zusammenlebens haben nichts von ihrer Aktualität verloren.

Und warum wird die Ausstellung denn ausgerechnet in Reckahn gezeigt?

Schauplatz der Ausstellung ist das Schloss Reckahn, Wohnsitz des aufgeklärten Gutsherrenpaares Friedrich Eberhard von Rochow und Christiane Louise von Rochow. Sie führten ab 1773 auf ihren Gütern eine europaweit beachtete Elementarschulreform durch, die sich an Basedows Prinzipien orientierte. Basedow war einerseits Friedrich Eberhard von Rochows wertvoller pädagogischer Anreger, andererseits ein guter und beständiger Freund. Doch nicht nur das: Rochow schätzte Chodowiecki so sehr, dass er eine stattliche Sammlung von 2.000 Kupferstichen in diesem Haus aufbewahrte. Sie gehörte zu den größten derartigen Kollektionen des 18. Jahrhunderts.

Neben der Sonderausstellung lohnt sich der Besuch Reckahns Anfang Oktober besonders – was erwartet die Besucherinnen und Besucher Besonderes?

Der Besuch der Reckahner Museen kann am Wochenende mit dem Besuch des Museumscafés verbunden werden. Hauseigener Kuchen und Kaffeespezialitäten werden hier angeboten. Der Reckahner Gutspark und die Reckahner Teiche laden zu einem ausgiebigen Herbstspaziergang ein mit den typischen Gerüchen von Laub und Wald.

Information der Museen Reckahn hier...

Ausstellung im Schloss Reckahn
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